Der Multiuser im TIA Portal – Leider nicht zuende gedacht
Siemens bietet seit dem TIA Portal V14 das gleichzeitige Arbeiten an Projekten mit mehreren Nutzern an. Dieses Feature ist unter der Bezeichnung ‘Multisuser’ als Erweiterung im TIA Portal zu erwerben und benötigt pro Benutzer eine Lizenz.
An sich eine gute Sache aber leider wurde das Konzept nicht ganz zu Ende gedacht. Dazu komme ich dann etwas später.
Diese Erweiterung klang für mich erst einmal so gut, dass ich mich entschlossen habe, es damit zu versuchen und es in meinen Arbeitsalltag einzubauen. Denn aktuell sah die Projektbearbeitung so aus, dass die letzten Onlinestände mit Zeitstempel in einem Ordner liegen. Derjenige der Änderungen einpflegen muss, sich das Projekt kopiert, ändert, wieder aufspielt und anschließend den neuen Projektstand wieder ablegt. Das geht auch eine Weile gut bis man mal nicht den letzten Onlinestand ablegt und die Erweiterung an einem alten Stand eingearbeitet wird. Das kennt vielleicht der ein oder andere.
Lokale oder Server Sessions
Die Installation ging dann auch recht einfach. Es musste die Multiuser Plattform auf einem Server installiert werden. Anschließend kann man sich mit dem Multiuser Admin Tool auf seinem Rechner mit dem Server verbinden und im TIA Portal dann Server Projekte erstellen.
Ein Nutzer der dann an dem Projekt mitarbeiten möchte, kann sich dann eine lokale Session von dem Serverprojekt auf seinem Rechner erstellen und schon kann es losgehen.
Mit der lokalen Session können jetzt die Nutzer gemeinsam Änderungen einarbeiten und dann auf das Serverprojekt transferieren so dass die anderen Nutzer sich die Änderungen in Ihr Projekt holen können und so möglichst keine doppelte Arbeit anfällt oder Änderungen verloren gehen.
Änderungen sind dann für alle Nutzer an Markierungen an den Bausteinen zu erkennen. Die Projekte können auf jedem Rechner als Server Projekt oder als lokale Session bearbeiten werden. Das Prinzip leuchtet auch sehr schnell ein. Die Änderungen am Serverprojekt bewirken natürlich auch sofort Änderungen für alle lokalen Sessions. Die lokalen Änderungen müssen natürlich erst an den Server übertragen werden bevor die anderen Nutzer die Änderungen übernehmen können.
Die ersten Stolpersteine
Hierbei hatte ich schon das erste Mal schmerzlich erfahren müssen das man unbedingt darauf achten muss, was man in welchem Projekt bearbeitet. Jegliche Änderungen an der Hardware (IP-Adresse, Hardwareadressen) , Header Datein, Archivvariablen uvm. müssen auf dem Serverprojekt direkt geändert werden. Diese Änderungen werden aus der lokalen Session nicht in das Serverprojekt übernommen! In meinem Fall hieß das, ich habe bei dem Projekt alle Einstellungen für die Anlage vorgenommen und musste dann feststellen, dass diese nach dem einchecken gar nicht im Serverprojekt angekommen sind. Das hieß dann alles nochmal im Serverprojekt anlegen. Es gibt zwar eine Warnmeldung die ist aber leider sehr schnell zu übersehen.
Wenn man auf das Ausrufezeichen klickt öffnet sich die Meldung
Hier frage ich mich schon als erstes wieso es überhaupt möglich ist, diese Änderungen in der lokalen Session vorzunehmen und die entsprechenden Felder nicht einfach auszugrauen?
Der Praxistest
Das fällt einem dann auch wieder auf die Füße wenn man an der Anlage sitzt, die Inbetriebnahme macht und noch ein paar Änderungen an der Hardware vornehmen muss. Wenn ich das Programm aus der lokalen Session auf die CPU überspiele, werden die Hardwareänderungen einfach nicht auf die CPU überspielt. Also muss ich ins Serverprojekt wechseln oder in den Commissioning Mode wechseln. Das klingt alles im Nachhinein logisch. Man vergisst es eben auch schnell, wenn man an einer Anlage sitzt und nebenbei tausend andere Dinge nicht funktionieren.
Das größte Problem an dem Multisuser ist (meines Erachtens) aber, wenn ich an einer Anlage sitze und ich habe dabei keine Verbindung zum Server. Das passiert durchaus sehr häufig. Man sitzt irgendwo in einer Halle weit weg von der Firma und auch keine Internetverbindung für einen VPN Tunnel zur Verfügung steht. Dafür gibt es die Möglichkeit ein ‘Offline Arbeiten’ zu aktivieren. Das heißt aber nur, dass ich ohne die Verbindung zum Server weiter mit der lokalen Session arbeiten kann. Wie ich vorhin aber beschrieben habe, kann ich Änderungen an der Hardware nur vom Serverprojekt aus auf die CPU spielen! Und nun?
Für diesen Fall muss ich vor dem Start zur Baustelle daran denken, ein Offlineprojekt vom Server zu ziehen. Das ist dann wie jedes andere Projekt das ich im TIA Portal direkt erstelle. Damit kann ich dann alle Änderungen an der CPU vornehmen. Leider kann man das Projekt dann nicht mehr mit dem Serverprojekt synchronisieren! Da endet der Mehrwert und das ist der Punkt den ich meine mit: das ist nicht zu Ende gedacht.
Ich habe den Support mit dieser Frage konfrontiert. Als Antwort habe ich erhalten: wenn ich eine Anlage in Betrieb nehme doch alle Hardwareeinstellungen im Büro bereits gemacht worden. Da merkt man schnell wer aus der Praxis kommt. Wie oft ist man vor Ort und muss noch schnell eine Änderung vornehmen da dem Kunden noch kurzfristig etwas eingefallen ist oder die IP-Adresse doch nicht die Richtige war.
Deswegen mein Fazit:
Multiuser ist eine schöne Sache, wenn man immer eine Verbindung zu seinem Server hat, ansonsten wird es kompliziert.